„Kunst machen ist meine Teilnahme am Leben und an der Welt“ 
Der Maler Hans Kutschke

Ophelia Rehor

Die Hauptthemen Hans Kutschkes sind die stetige Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit und das Naturstudium. Der Maler pflegt zu seiner Umwelt eine tiefe Beziehung. Natur, wie auch die menschliche Figur beschäftigen ihn. Seine sensible Betrachtung und eine bedächtige Ausdauer bringen sein einfühlsames, künstlerisches Schaffen hervor. Es umspannt figürliche Darstellungen, Landschaften und Stillleben. Hans Kutschke – ein Mensch voller Güte, Nachdenklichkeit, Melancholie und Humor – erarbeitete ein Werk welches sich zu entdecken lohnt.

Eine große Reibungsfläche bringt das Jahr 1968. Der gelernte Gütekontrolleur erhält die Studienzulassung für die Hochschule der Bildenden Künste in Dresden. Kurze Zeit später ereilt ihn aus politischen Gründen das Studienverbot. Doch der junge Mann verfolgt trotzdem seinen Weg weiter. Anstelle der verwerten akademischen Ausbildung beginnt er an der Abendschule der Dresdner Kunsthochschule ein vierjähriges Studium und pflegt Kontakte zu wichtigen Gleichgesinnten, wie zum Beispiel Harald Metzkes und Horst Weiße. In der Außenstelle der HFBK Dresden in Nadelwitz bei Bautzen – sie existiert seit 1971– übernimmt er schließlich nach dem Weggang des führenden Lehrbeauftragten Jan Buck 1984 die Aufgabe des künstlerischen Leiters. Er bleibt es bis zur Auflösung 1990. Während dieser Zeit unterrichtet Kutschke in allen Förderklassen. Seine Absolventen, wie Frank Nitzsche, Thoralf Knobloch, Heike Dittrich, Annedore Dietze, Almut Zielonka oder Steffen Bachmann, erfahren heute überregionale Anerkennung.

Rückblickend teilt sich das Oeuvre Hans Kutschkes in mehrere stilistische Perioden. Am Anfang seiner künstlerischen Laufbahn prägt die naturalistische Wiedergabe sein Werk. Ab 1980 folgt die endgültige Ablösung dieser stilistischen Phase, eine Wandlung, die vom Künstler auch als „Schwarze Periode“  benannt wird. Es entstehen dunkle, düstere Bilder, die dargestellten Figuren und Gegenstände seiner Gemälde sind mit schwarzen Konturen fest umrissen. 

Gegen Ende der 1980er Jahre beginnt ein ganz anders geprägter Schaffensabschnitt. Diesen bezeichnete der Künstler einmal als „Sudelperiode“. Seine Bilder sind gesprengt von innerer Aufruhr und Aggressivität.  Diese drücken sich aus in dramatischer Gestik und Gebärdenspiel, expressionistischen Deformationen, verwirrenden Kompositionen und farblichen Explosionen der Malfläche. Vornehmlich dunkle Farben bestimmen die Farbpalette. In diese Phase fällt auch das Leben in der Großstadt. Hans Kutschke zieht 1987 nach Dresden.

Seine psychogrammartigen „Sudelbilder“ legt Hans Kutschke 1990 beiseite. Mit den veränderten Verhältnissen in seinem Land und der politischen Wende orientiert er sich malerisch neu. Die Farbpalette wird nun ruhiger und heller, die Kompositionen werden strenger.

Über die Naturdarstellung und einen expressiven Realismus treibt Hans Kutschke seine künstlerische Haltung hin zu einer immer strengeren Gestaltung. Die Werke der vergangenen zehn Jahre führen diese neue Form dem Betrachter vor Augen. Inhaltlich stellen sie ihn in die Realität: In Landschaften, in Städte, in soziale Konflikte, in Einsamkeit, konfrontieren ihn mit Gewalt und Turbulenzen. Aber die Bilder überzeugen in beiden Polen: in Harmonie und Dramatik.                                                              

Hans Kutschkes Anliegen besteht immer noch darin, den tiefen Sinn zu offenbaren, der sich hinter allem Sichtbaren verbirgt.

„ … Die Erde trägt nicht Stamm noch Art,
Dem tieferer Sinn nicht eigen ward, 
Und kein Geschöpf ist davon frei,
Zu weisen ein andres , als es sei …“

anonym aus der Zeit Friedrich II. der Stauffer, 1194–1250

Dies trifft sich mit Hans Kutschkes eigenen Intentionen und mit dieser Geisteshaltung fühlt er sich heute ausdrücklich in seiner Kunst verbunden.